Lebensveränderung

Vor einer Lebensveränderung muss das Bewusstsein kommen, dass eine solche überhaupt notwendig oder wichtig wäre. Zeichen, die zu erkennen geben, dass der Zeitpunkt für eine Lebensveränderung gekommen ist, gibt es viele. Unter anderem gehören dazu folgende¹:

• Aufstehen, Arbeiten, Einkaufen, Putzen, Kochen, Essen, Schlafen…Du bist total in deiner Routine versunken und hast das Gefühl, dass jeder Tag einfach nur mechanisch abläuft. Vielleicht denkst du auch: "Es muss doch mehr geben als das!”
• Wenn früh dein Wecker klingelt, würdest du immer nur gerne auf Snooze drücken und hast keine Lust, aufzustehen. Auch in anderen Lebensbereichen fehlt dir jegliche Motivation.
• Innere Unruhe, Stress und Pessimismus sind deine ständigen Begleiter.
• Sehr häufig vergleichst du dein Leben mit dem deiner Mitmenschen und denkst: “Bei denen ist doch alles viel besser!”
• “Hier läuft doch was falsch…” Dein Bauchgefühl sagt dir, dass deine aktuelle Situation oder Handlungen dir nicht gut tun oder nicht das richtige für dich sind.

Hast du insgesamt erkannt, dass du unzufrieden mit deiner aktuellen Situation bist und du dich nach einer Lebensveränderung sehnst, kannst du anfangen zu planen, wie diese Veränderung aussehen und ablaufen soll.

Wenn das neue Jahr näher rückt, machen sich viele nicht nur Gedanken über die Gestaltung der Neujahrskarte, sondern eben auch über das eigene Leben und potenzielle Lebensveränderungen. Für viele von uns erscheint der Jahreswechsel verheißungsvoll: Ist er nicht die perfekte Gelegenheit zum Neuanfang?

37 Prozent der Deutschen, so der Befund der Statista Global Consumer Survey, machten sich konkrete gute Vorsätze fürs Jahr 2022. Diese Zahl ist ziemlich konstant: Laut einer seit 2006 jährlich durchgeführten Umfrage des Forsa-Instituts liegt sie stets bei knapp 40 Prozent.³

Die am weitesten verbreiteten Vorsätze sind alle auf Körper und Gesundheit fixiert. 51 Prozent der Befragten wollen mehr Sport machen, 49 Prozent nehmen sich vor, mehr auf gesunde Ernährung zu achten und 42 Prozent liegt das Schlankwerden am Herzen.⁴ Vielleicht damit verbunden: Gesundheit  wird von den Befragten einer SINUS-Studie als wichtigster Schlüssel zum Glück gesehen.⁵

Doch wie viele Menschen bleiben ihren Vorsätzen tatsächlich treu und setzen sie in die Tat um? Ergebnis einer Umfrage aus dem Jahr 2019 war, dass zwei Drittel der Befragten es nicht schaffen, ihre guten Vorsätze langfristig einzuhalten.⁶ Woran liegt das? Und wie können wir es schaffen, Neujahrsvorsätze für das nächste Jahr doch endlich umzusetzen?

Nicht nur Neujahrsvorsätze, sondern auch andere angestrebte Lebensveränderungen fallen uns oft in der Umsetzung schwer. Was sind die Gründe dafür?

Veränderung bedeutet, dass vor uns nun ein neues, unbeschriebenes Blatt Papier liegt. Wir wissen nicht genau, was nach der Veränderung passieren wird – das löst Unsicherheit aus, was unserem biologisch verankerten Bedürfnis nach Sicherheit widerspricht.

Erschwerend kommt hinzu: Unser Gehirn liebt Gewohnheit.

• Wenn wir etwas so oft machen oder gemacht haben, dass es zu einer Gewohnheit wurde, haben sich in unserem Gehirn neuronale Schaltkreise gebildet. Das bedeutet: Diese gewohnte Aktivität abzuspielen, nimmt wenig Energie im Gehirn in Anspruch – was uns dazu verleitet, dasselbe immer wieder zu tun.
• Eine neue Gewohnheit und somit neue neuronale Verbindungen zu schaffen, erfordert hingegen einiges an Energie vom Gehirn. Die Aussicht auf einen solchen hohen Energieverbrauch lässt uns hadern, ob wir die Veränderung wirklich wollen oder brauchen.⁷

Doch: Mit dem richtigen Plan lassen sich Lebensveränderungen trotz dieser Hindernisse in die Tat umsetzen.

Um zu verstehen, wie sich gute Vorsätze und Lebensveränderungen besser in die Tat umsetzen lassen, können wir auf das sogenannte “Stufenmodell der Verhaltensänderung” zurückgreifen, das amerikanische Psychologen in den 1970er Jahren entwickelt haben. Dieses Modell will erklären, wie intentionale Lebensveränderungen – z.B. mit dem Rauchen aufzuhören – ablaufen, und macht zudem deutlich, welche Schritte dafür nötig sind.⁸

Du willst dein Leben verändern und gute Vorsätze Wirklichkeit werden lassen? Orientiere dich an diesen Stadien:

1. Sorglosigkeit/Absichtslosigkeit

Zu Beginn hast du erstmal keine Absichten, dein aktuelles Verhalten zu verändern. Du kannst es aber überdenken und die möglichen Folgen und Risiken davon abwägen.

2. Bewusstwerdung/Absichtsbildung

Im zweiten Stadium hast du erkannt, dass dein aktuelles Verhalten für dich problematisch ist, und du hast selbst den Willen, es zu ändern. Denn nur der eigene Wille zählt: Wenn du dir beispielsweise nur gute Vorsätze machst, weil alle anderen es auch tun, wirst du höchstwahrscheinlich keinen Erfolg haben.⁹ Hier ist es wichtig, deine eigene Bereitschaft zur Verhaltensänderung gegenüber dir selbst zu bestärken. Außerdem solltest du dir darüber Gedanken machen, was dich vielleicht von der Lebensveränderung abhalten könnte oder sie erschweren würde. Indem du diese Hindernisse frühzeitig identifizierst, kannst du sie besser umgehen.

3. Vorbereitung

Als nächstes kommt die Phase der Vorbereitung. Notiere deine Ziele, damit sie in deinem Kopf bleiben, und sammle Motivation. Besonders wichtig ist es, so betonen viele Psycholog:innen, den Plan zur Lebensveränderung konkret und kleinschrittig auszuarbeiten.

4. Handlung

Jetzt ist die Zeit zum Handeln gekommen – du vollziehst deine Verhaltensänderung und erzielst erste Erfolge. Vergiss nicht, diese gebührend zu belohnen und dich selbst zu loben! Außerdem wird es dir sehr helfen, soziale Unterstützung zu haben. Vielleicht findest du auch ein paar Gleichgesinnte, die gerade den gleichen Weg bestreiten wie du. Gemeinsam seid ihr stärker! 

5. Aufrechterhaltung

Du hast es geschafft und hast bereits seit geraumer Zeit dein altes Verhalten, das du als für dich problematisch identifiziert hast, abgelegt und durch ein neues ersetzt. Super, mach weiter so! Um auch zukünftig auf diesem guten Weg zu bleiben, kannst du dir Strategien überlegen, um möglichen Versuchungen zu widerstehen.

Lebensveränderungen zu vollziehen ist mitunter ein zeitintensiver und nicht ganz einfacher Prozess. Rückschläge sind möglich – aber noch lange kein Grund zum Aufgeben. Verliere also nicht den Mut und versinke nicht in “Ich kann das einfach nicht”-Gefühlen.  sondern stelle dir die Fragen: 

1. Was war die ausschlaggebende Situation für den Rückfall? 
2. Wie kann ich mit solchen Situationen besser umgehen? 

Außerdem kannst du dir deine Ziele und deinen konkreten Plan wieder in Erinnerung rufen, um dich wieder neu zu motivieren. Geduld zu haben ist wichtig.¹⁰

Veränderung und Wandel sind feste Teile des Lebens. Das Leben verändert uns, aber wir können genauso gut unser Leben selbst ändern. Mit dem richtigen Plan können wir unsere guten Vorsätze ebenso erfolgreich werden lassen wie unsere Neujahrskarten, und im neuen Jahr unsere Ziele erreichen.