Du erwartest dein erstes Baby und der Geburtstermin rückt näher? Dann gehen dir jetzt ganz sicher tausend Gedanken durch den Kopf! Vor allem wenn du nicht die Möglichkeit einer 1:1-Betreuung durch eine Hebamme hast, fragst du dich sicher, was genau dich erwartet und wie du dich am besten auf den großen Moment vorbereiten kannst. Diese sehr hilfreichen Tipps aus dem Alltag unserer erfahrenen Hebamme Sissi Rasche sollen dich dabei unterstützen:
#1 Ruf im Kreißsaal an, wenn es losgeht
Lass dir schon bei der Anmeldung die Telefonnummer des Kreißsaals geben und melde dich dort, sobald du Anzeichen der Geburt verspürst. So können sich die Hebammen schon mal auf deine Ankunft vorbereiten oder dir sagen, wie die Kapazitäten in der Klinik eurer Wahl gerade aussehen und ob im Kreißsaal gerade sehr viel los ist. Ist die Geburtsstation gerade überlastet, kann es sinnvoll sein, in eine andere Klinik zu fahren.
#2 Hab eine “Plan-B-Klinik”
Es ist zwar selten, aber trotzdem möglich, dass es eng wird mit der Kapazität deiner gewählten Klinik, wenn sich gleich mehrere Babys gleichzeitig entschließen, auf die Welt zu kommen. Es ist also keine gute Idee, einfach auf gut Glück hinzufahren und darauf zu spekulieren, dass du ja aufgenommen werden “musst”! Du wünschst dir natürlich die bestmögliche Betreuung während der Geburt – und ein voller und überlasteter Kreißsaal ist am Ende kein Vorteil für dich. Hab deshalb von vornherein lieber eine zweite Klinik in petto und melde dich gegebenenfalls in beiden Kliniken an. Frage aber vorher nach, ob eine Überweisung zur Anmeldung notwendig ist, da die Gynpraxen diese in der Regel nur einmal ausstellen.
Wenn du an irgendeinem Punkt unsicher bist oder Zweifel hast, hole dir bitte immer ärztlichen Rat oder sprich mit deiner Hebamme!
#3 Fahre nicht zu früh in die Klinik
Per Definition besteht bei einer Geburt eigentlich erst Betreuungsbedarf, wenn der Muttermund etwa 4 cm geöffnet ist, und es kann nach Wehenbeginn schon mal sehr lange dauern, bis dieser Befund erreicht ist. Gut möglich also, dass man dich noch mal zum Spazierengehen oder sogar wieder nach Hause schickt. Fahre also besonders bei der ersten Geburt nicht zu früh los, um das Einwehen und Einstimmen deines Körpers auf die Geburt nicht zu früh zu stören. Lass es lieber im vertrauten Zuhause voranschreiten – natürlich nur, solange es dir damit gut geht.
Es ist eine wichtige und gute Aufgabe deines Partners oder deiner Partnerin, diese sogenannte Latenzphase zwischen Wehenbeginn und tatsächlichem Geburtsbeginn zu begleiten und zu überbrücken. Deshalb ist der Geburtsvorbereitungskurs auch für dein:e Partner:in sehr wichtig. Denn dort lernt er oder sie, die Situation einzuschätzen, dich zu beruhigen und liebevoll zu unterstützen.
Wichtig: Vor allem, wenn du dein erstes Kind erwartest, ist es zwar sehr unwahrscheinlich, dass du dich zu spät auf den Weg in die Klinik machst, solltest du dich unwohl fühlen, starke Schmerzen oder Angst bekommen, kannst du natürlich jederzeit losfahren, auch wenn die Wehen noch nicht so regelmäßig oder stark sind. Es ist ganz normal, wenn du schon das Bedürfnis nach Betreuung verspürst. Außerdem gelten diese Empfehlungen nur, wenn keine Frühgeburt und keine weiteren Symptome, wie Blutungen, Fruchtwasserabgang oder individuelle gesundheitliche Besonderheiten vorliegen. Vertraue auf dein Körpergefühl! Du und auch dein:e Partner:in werden die Veränderung der Qualität und Intensität der Wehen spüren. Es ist aber einfach gut zu wissen, dass du nicht in jedem Fall sofort aufgenommen und in den Kreißsaal gebeten wirst.
#4 Sorge für deine persönliche Wohlfühlatmosphäre
Die normale Dauer einer ersten Geburt (ab Eröffnung des Muttermundes) liegt zwischen 12 und 18 Stunden. Gerade die erste Phase bis zur Eröffnung von 4 bis 5 cm zieht sich oft länger hin, das ist ganz normal und physiologisch. Falls du während dieser Phase schon in der Klinik bist, gestalte es dir dort gemütlich, sodass du dich vom Trubel um dich herum ein wenig abschotten kannst. Nimm zum Beispiel dein eigenes Kopfkissen und deine Lieblingskuscheldecke mit. Auch ein bequemer Bademantel und dicke Socken gehören in die Kliniktasche. Für den besonderen Wohlfühlfaktor, der dir die Geburt sehr erleichtern kann, hilft auch ein schöner Duft und entspannende Musik über Kopfhörer.
#5 Halte einen Geburtsplan bereit
Der Begriff “Geburtsplan” ist etwas widersprüchlich in sich, da sich eine Geburt nun mal nicht planen lässt, egal wie gut du dich vorbereitest oder wie genau du den Plan formulierst. Für eine Hebamme, die dich noch nicht kennt und vielleicht zusätzlich noch einen vollen Kreißsaal zu betreuen hat, ist es aber sehr hilfreich, zu sehen, was dir generell guttut, was du dir vorstellst und wo du besondere Bedenken oder vielleicht sogar Ängste hast.
Halte deinen Geburtsplan am besten kurz und übersichtlich, sodass die Hebamme nicht förmlich davon erschlagen wird, sondern auf einen Blick deine wichtigsten Wünsche und Bedenken sieht. So kannst auch du dich etwas entspannen, wenn du dich nicht während der Geburt darum kümmern musst.
Allerdings lässt es sich in der Klinik nicht immer garantieren, dass alles nach Wunsch läuft – beispielsweise, dass genau der Kreißsaal frei ist, den du dir gewünscht hast, weil sich eine Badewanne darin befindet. Am besten, du informierst dich vorab ganz genau, wie die Klinik ausgestattet ist. Die Ausstattungen, Routinen und Gepflogenheiten können von Klinik zu Klinik variieren – nutze unbedingt die Infoabende, um einen Eindruck zu bekommen. Vielleicht hast du das Glück, eine Klinik mit Hebammenstudentinnen in der Nähe zu haben? Das ist unter der Geburt sehr wertvoll, da sie in der Regel immer nur eine Frau betreuen, natürlich gemeinsam mit einer ausgelernten Hebamme. Vielleicht bekommst du auf diesem Wege doch noch die Möglichkeit einer 1:1-Betreuung!
#6 Lass dich von zwei Personen während der Geburt begleiten
Gerade die erste Geburt kann sehr lange dauern. Deshalb ist es eine gute Idee, neben deinem Partner oder deiner Partner:in noch eine weitere Person in der Nähe zu haben, die mal zur Ablösung kommen kann und frischen Wind und Power mitbringt. Eine weitere starke Hand zum Massieren und Halten, ein vertrauter Mensch, der dir Körpernähe und Geborgenheit gibt, kann richtig guttun. Es sollte aber natürlich unbedingt jemand sein, den du wirklich als Unterstützung empfindest, und nicht eine Person, die zwar gern dabei wäre, aber womöglich nervöser ist als du. Falls deinen Lieben eine solche Begleitung nicht liegt oder du dich selbst unwohl dabei fühlst, sie dabei zu haben, kann auch eine Doula eine sehr gute Option sein – allerdings musst du die Kosten für ihre Betreuung selbst übernehmen.
#7 Sei offen für den Geburtsablauf
Es ist super, wenn du dir Gedanken machst und deine Wünsche formulierst. Allerdings solltest du versuchen, dich nicht zu sehr auf eine bestimmte Vorstellung von der Geburt zu fixieren. Jede Geburt ist individuell und lässt sich vorher absolut nicht planen. Es ist nicht einfach, die Kontrolle abzugeben, aber du kannst vorab nichts tun, um den tatsächlichen Verlauf zu beeinflussen. Bitte hab Vertrauen in deine betreuende Hebamme und verlass dich auch auf deinen Körper! Selbstverständlich kannst du trotzdem unter der Geburt jederzeit Wünsche äußern und um Aufklärung bei bestimmten Entscheidungen bitten!
Auch wenn sich die Geburt deines Kindes nicht planen lässt, kannst du einiges tun, um dich gut darauf vorzubereiten. Je besser du vorbereitet bist, desto entspannter kannst du dem großen Ereignis entgegensehen. Und je entspannter du bist, desto leichter wird die Geburt für dich und dein Baby! Wir wünschen dir eine wunderbare Geburt mit vielen schönen Momenten und einen glücklichen Start in dein neues Leben mit deinem Neugeborenen!
Sissi Rasche ist seit über 15 Jahren Hebamme aus Leidenschaft und begleitet Frauen liebevoll durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Zusammen mit ihrer Kollegin Kareen Dannhauer rief sie den Podcast “Der Hebammensalon” ins Leben, der mit viel Herz und Humor die häufigsten Fragen rund ums Baby beantwortet und auch als Buch erhältlich ist. Außerdem ist sie Mitgründerin des Babylabels BabyBox and Family. Sissi lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern im Berliner Stadtteil Charlottenburg.