Daniel, schön, dass wir dich zum Thema Hochzeitsstile ausfragen dürfen. Du bist Hochzeitsplaner und hast schon die unterschiedlichsten Hochzeiten mitgestaltet. Es gibt unglaublich viele Artikel zum Thema Hochzeitsstile. Ist das überhaupt ein Thema für Brautpaare? Wie viel Zeit sollten Paare einplanen, um über ihren Stil nachzudenken?
Daniel: Paare machen sich viele Gedanken darüber, wie ihre Hochzeit aussehen soll und in welchem Stil sie feiern wollen. Ich merke aber immer: Die Paare selbst haben wenig Ideen, die Stile individuell zu gestalten. Vintage muss eben nicht immer nur Spitzendecken auf den Tischen und Schleierkraut bedeuten. Ideen auf Pinterest können da ganz schön überwältigend sein.
- Fragen, über die du deinen Stil findest
- Was bedeutet Vintage und Greenery eigentlich? Wie sieht dieser Stil aus?
- Hochzeitspapeterie - braucht man das?
- Scandi, Urban Chic, Tropical oder Landhochzeit, Festival und Boho?
- Klassisch wieder voll im Trend
- Euren Stil finden
Fragen, über die du deinen Stil findest
Klar, es wird immer gesagt, dass man so heiraten soll, wie es zum Brautpaar passt, aber mit welchen Fragen und Infos finde ich das heraus? 87 % der Bräute informieren sich zu ihrer Hochzeit über Pinterest und sammeln dort fleißig zum Thema Kleid, Deko etc. Wie oft siehst du ähnliche Bilder? Was hat jede Braut am Anfang auf ihrem Board? Was ist überflüssig und was wertvoll?
Daniel: (Lacht) Ich sehe so oft das gleiche Bild von Pinterest. Ich versuche immer mit folgenden Fragen aus den Paaren herauszukitzeln, was wirklich zu ihnen passt:
Wie wohnt ihr? Stimmt das überhaupt überein mit dem Stil, den ihr euch für die Hochzeit vorgestellt habt?
Welche Hobbys und Interessen habt ihr? Gibt es zum Beispiel gemeinsame Reiseziele, die ihr auf eurer Hochzeit aufgreifen wollt?
Ein Hochzeitspaar hatte sich vorgenommen, ihre Hochzeit in Vintage und Pastell zu gestalten. Dann hat sich herausgestellt, dass Disney-Filme eine große Leidenschaft bei den beiden war. Wir haben dann jeden Tisch nach einem anderen Disney-Charakter oder -Film gestaltet. Die Gäste haben sich total gefreut, weil das so super zum Paar gepasst hat.
Ein anderes Paar wollte “Boho” und “Klassisch” kombinieren. Die beiden lieben superexotische Reisen. Am Ende haben wir “Boho” mit “Tropical” gemischt. Also kombinierten wir Trockenblumen mit exotischen Pflanzen und Palmenblättern bei der Deko. Die Tische hatten Namen von bereisten Ländern.
Wichtig ist: Pinterest Boards sind sehr wuselig und durcheinander. Beim Dekokonzept ist es ähnlich wie beim Brautkleidkauf: Erst habt ihr eine bestimmte Vorstellung, und dann wird es etwas komplett anderes. Konzentiert euch auf einen Stil und dann schaut nicht zu viel nach links und rechts, sondern haltet an dem Stil in allen Details fest.
Ich finde, es ist wichtig, sich grob auf einen Stil festzulegen, sodass ein bestimmter Rahmen da ist. Die Einladungskarte sollte zur Tischdeko passen, das Kirchenheft nicht quietschrosa sein, wenn alles andere in Erdtönen gehalten ist. Wichtig ist: Definiert einen roten Faden für eure Hochzeit und behaltet ihn bei! So entsteht ein schönes stimmiges Gesamtbild.
Was bedeutet Vintage und Greenery eigentlich? Wie sieht dieser Stil aus?
Daniel: Bei Vintage denken viele an die Holzscheiben und das Schleierkraut auf den Hochzeitstischen. Eigentlich ist Vintage aber der Oberbegriff für Stile der vergangenen Jahre. Da kann im Look von Rockabilly bis Gatsby gefeiert werden. Es muss nicht der abgenutzte Holztisch mit Omas Spitzendecke sein.
Meine Lieblingsinterpretation von Vintage gibt es gar nicht mehr. Aus meiner Sicht schöner als Omas Häkeldeckchen sind Hochzeiten im 20er-Jahre-Look mit Gold und Pailletten. Schleierkraut möchte ich ehrlicherweise gar nicht mehr auf Hochzeiten sehen!
Bei Greenery unterscheide ich immer zwischen Green Weddings und Greenery.
Green Weddings sind auf Nachhaltigkeit bedacht. Hier ist es den Paaren wichtig, Materialien wiederzuverwenden oder bereits benutzte Dinge zu recyceln. Denkt auch daran, möglichst regionale Dienstleister:innen für den CO2-Fußabdruck zu beschäftigen! Bei Green Weddings finden wir keine Tauben oder Luftballons. Da ist es wichtig, im Einklang mit der Natur zu heiraten. Das spiegelt sich zum Beispiel auch bei der Floristik wider, es werden nur Blumen gewählt, die saisonal erhältlich sind und nicht einmal um die Erde geflogen werden müssen. Brautkleid oder Anzug dürfen auch gern aus dem Secondhandladen oder aus der Familie kommen.
Beim Stil Greenery ist, wie der Name schon sagt, viel grüne Farbe im Spiel. Grüne Blätter in Kombi mit weißen Elementen sind wesentlicher Bestandteil der Deko. Auch hier finden sich viele natürliche Materialien, wie zum Beispiel Holz. Die Candybar kann aus Holzkisten gebaut sein, Tortenplatten sind aus Holz, es gibt keine Plastikbecher, sondern Glas und wiederverwertbare Dinge. Der Stil an sich kann super schick und elegant, aber auch rustikal sein. Die schönsten Hochzeiten, die ich in diesem Stil begleiten durfte, fanden in der Scheune und direkt im Gewächshaus statt.
Hochzeitspapeterie - braucht man das?
Wie wichtig ist Hochzeitspapeterie, wie Platzkarten, Windlichter, Hochzeitsmenü, Sitzplan und Willkommensschilder? Und warum?
Daniel: Für mich ist die Hochzeitspapeterie superwichtig! Denn damit verleihen Paare ihrem Stil Ausdruck und unterstreichen die Stimmung der Feier. Ab circa 50 Personen solltet ihr auf jeden Fall an einen Sitzplan denken, der gut sichtbar positioniert ist.
Man muss nicht jedem Gast ein eigenes Namenskärtchen hinlegen, auch Menükarten können sich mehrere Gäste teilen. Papeterie auf den Hochzeitstischen ist aber auch ein sehr schönes Dekoelement und am Ende ist es schön, etwas in der Hand zu halten. Das wissen die Gäste zu schätzen.
Vergesst auch das Gästebuch nicht! Das ist eine wahnsinnig schöne Erinnerung, auf die ihr nicht verzichten solltet. Und schließlich sind auch die Dankeskarten mit einem Foto der schönsten Momente des Tages eine wunderbare Erinnerung für die Gäste.
Lasst lieber unpraktikable Dinge weg. Nicht an jeder Wunderkerze muss ein Anhänger angebracht sein. Fragt euch: Was braucht ihr? Was macht Sinn?
Unser Tipp: Mit stilvollen Hochzeitskarten könnt ihr eure Gäste auf eure Feier einstimmen. Beginnt mit individuellen Hochzeitseinladungen und sorgt dafür, dass eure Liebsten den Termin mit Save-the-Date-Karten fest im Kalender eintragen. Nach der Feier könnt ihr euch mit persönlichen Danksagungskarten bei euren Gästen für die Teilnahme und die liebevollen Geschenke bedanken.
Scandi, Urban Chic, Tropical oder Landhochzeit, Festival und Boho?
Scandi, Urban Chic, Tropical oder Landhochzeit, Festival und Boho, was hältst du von diesen Begriffen an sich?
Daniel: Das sieht oft toll aus – auf Fotos oder Pinterest-Boards. Aber auf echten Hochzeiten leben Paare das weniger. Klar, da steht einmal ein Foodtruck, oder die Deko ist im jeweiligen Stil gehalten. Aber dieses Lebensgefühl, Konventionen zu brechen, ist eher selten. Hochzeiten und Abläufe sind immer noch sehr konventionell gehalten. Zum Beispiel ist die Zeitplanung und der Ablauf der Feier immer noch klassisch.
Klassisch wieder voll im Trend
Gibt es gerade einen Trend bei Hochzeiten, den du beobachtest?
Daniel: Was dieses Jahr auffällig ist: Hochzeiten werden immer klassischer. Es geht wieder weg von Pampasgras und pompöser, blumiger Deko mit frischen Blumen. Schwarz als Farbthema kommt wieder, also Schwarz-Weiß-Kombinationen und klassischere Farbschemata an sich.
Auch die Anzahl an Tiny Weddings nimmt zu. Paare laden nicht mehr 100 oder mehr Leute ein, sondern eher 20 bis 30 Menschen. Dabei heißt das nicht unbedingt, dass das Hochzeitsbudget kleiner wird, sondern dass die Feier für weniger Menschen, dafür aber besonders schön gestaltet wird.
Euren Stil finden
Wenn du noch einmal heiraten würdest, wie würde eure Feier aussehen?
Daniel: Ich will zum zehnten Hochzeitstag meinen Mann noch einmal heiraten! Der Plan? Den ganzen Tag lang wird es Flying Buffet geben, Häppchen werden angereicht, es wird Lounge-Ecken geben. Die Leute sollen in Bewegung bleiben. Sektempfang, Häppchen, dann hinsetzen, dann wird getanzt – das ist mir zu klassisch vom Ablauf!
Es wird im kleinen Kreis gefeiert und entspannt, am besten auf einer gemieteten Finca. Ziel ist es, einen schönen Tag zu verbringen, der sich für alle wie ein Tag Urlaub anfühlt. Von der Kleidung her darf es etwas schick sein, vielleicht wird es eine sommerliche White Party mit Leinenhose und Hemd. Also ganz entspannt mit einem Hauch Hochzeitsflair. Den Hochzeitsplaner werde ich da schon ein bisschen rauslassen, das wird schön dekoriert.
Wir waren auch mal auf einer Hochzeit eingeladen, die haben standesamtlich geheiratet. Da gab es statt Sektempfang Picknickkörbe für alle, einer hat Gitarre gespielt. Am Ende haben alle beim Lieblingsitaliener des Paares gegessen, wir hatten den Laden mit 30 bis 40 Leuten ganz für uns, mit Pötten Pasta auf den Tischen. Danach wurden die Tische zur Seite geräumt, und es wurde getanzt.
Ein letzter Tipp?
Daniel: Eure Hochzeit muss zu euch passen! Manche Menschen sind eher steifer oder identifizieren sich mit konventionellen Rollen. Wichtig ist hauptsächlich: Ladet die Leute ein, die euch am Herzen liegen! Dann seid ihr auch ihr selbst. Viele wollen auch immer noch ein gesellschaftliches Bild erfüllen. Dennoch: Gebt euren Gästen Raum und Platz an diesem Tag. Wenn alle gute Laune haben und die ersten tanzen schon, reißt sie nicht nur wegen eines Ablaufplanes heraus.
Der Stil der Hochzeit gibt am Ende den feierlichen Rahmen und beeinflusst das Gesamtbild. Am Ende sind es aber das Paar und die Gäste, die den Tag besonders machen!
Daniels Leidenschaft galt schon immer der Eventbranche. Seit sieben Jahren ist er Hochzeitsplaner und seit fünf Jahren Trauredner bei der Agentur Traumhochzeit. Er liebt es, die unterschiedlichsten Paare mit ihren ganz persönlichen Geschichten an ihrem großen Tag zu begleiten und als Organisationstalent alle Fäden zusammenzuhalten.