Ganz klein oder gar nur zu zweit heiraten? Diese Idee entspricht vielleicht nicht der typischen Hochzeit in Deutschland, wird aber gerade für Paare immer charmanter, die ihren Tag ganz individuell und nur für sich zelebrieren wollen. Auch im Zuge der Corona Pandemie und der damit verbundenen Kontaktbeschränkungen, ist eine kleine Hochzeit eine schöne Alternative. Neben Micro oder Tiny Weddings sind auch Elopements in aller Munde. Was genau hinter dieser Art von Hochzeit steckt, erzählt uns Denise Stock. Sie ist seit 10 Jahren Jahren Hochzeitsfotografin und plant seit 4 Jahren Elopements ganz persönliche “Hochzeitserlebnisse” in den Bergen für Brautpaare, die keine große Hochzeit, sondern ganz individuell mit mehr oder weniger Abenteuer heiraten möchten. Inzwischen hat sie Verstärkung bekommen. Ihr Team bei "Two Hearts & Co" besteht aus 5 Fotografen, die gemeinsam bis zu 60 Hochzeiten im Jahr begleiten.
Elopements, was steckt dahinter?
Liebe Denise, Danke für deine Zeit. Wir haben erst unsere Hochzeitsstudie 2021 veröffentlicht. Im Jahr 2020 wurden Hochzeiten, auch wegen der Pandemie, kleiner gefeiert. Jetzt sind “Elopements” in aller Munde. Aber was bedeutet das überhaupt und warum entscheiden sich Brautpaare dafür?
Elopement bedeutet aus dem Englischen übersetzt “durchbrennen” oder auch “wegrennen”, und das, ohne dass jemand weiß, dass das Paar heiratet. Früher haben das Leute gemacht, die nicht heiraten durften.
Heute ist das Elopement eine Lösung für Paare, die ohne großes Tamtam und Stress zueinander Ja sagen. Bei einer Hochzeit zu zweit steht nur das Brautpaar im Mittelpunkt. Sie sind weder Gastgeber, noch müssen sie Erwartungen erfüllen oder Kompromisse eingehen. Paare wollen diesen Tag ganz für sich haben, ihre Liebe intensiv feiern und letztlich ihren Tag zu etwas ganz Besonderem machen.
Einige Paare feiern ihre große Party mit Familien und Freunden zu einem späteren Zeitpunkt nach.
Unterschied zu Tiny Weddings
Wie Tiny Weddings sind Elopements sehr klein. Die Brautpaare heiraten entweder nur zu zweit oder bringen maximal ihre Trauzeugen und oder die Eltern mit. Bei unseren Hochzeiten bringen weniger als die Hälfte der Paare ihre besten Freunde und Eltern mit. Das können schon einmal bis zu 12 Personen sein, die das Brautpaar begleiten. Größtenteils bleibt das Paar aber unter sich.
Tiny Weddings sind vom Ablauf eher typische Hochzeit, nur kleiner. Sie finden oft zu Hause oder in der Nähe der eigenen vier Wände statt. Dagegen haben Elopements immer etwas mit Reisen zu tun, sie bedeuten Abenteuer, man rennt weg. An diesem Tag ist der Ablauf viel flexibler. Das Brautpaar soll den Tag genießen dürfen, so wie er kommt.
Wie sehen typische Locations aus?
Am schönsten ist es oben auf den Gipfel mit Blick über die Berge. Hier ist es meistens recht felsig und sehr dramatisch. Man fühlt sich, als würde man über die ganze Welt schauen.
Aber auch ein versteckter See im Wald ist wunderschön. Vogelgezwitscher, das Rauschen eines Baches oder auch ein wundervoller Bergsee machen die Szenerie ganz besonders.
An dem Tag der Heirat selbst heißt es aber flexibel sein! Denn das Wetter kann sich ändern und im dichten Nebel auf einem Gipfel zu stehen ist eher ungemütlich, man sieht auch einfach nichts.
Natürlich gibt es auch Paare, die an einem Ort heiraten wollen, zu dem sie eine besondere Verbindung haben.
Am meisten lieben wir es aber, die Paare zu überraschen! Das heißt nachdem wir eine Vorstellung vom Paar und deren grober Idee bekommen haben, fangen wir an zu planen. Wir führen sie durch ihren großen Tag, ganz ohne zwanghafte Erwartungen. So lassen sie sich auf ein Abenteuer ein, das sie sicher nicht vergessen werden.
Typisches Elopement? Gib es das?
Ein “typisches Elopement” gibt es gar nicht! Wir planen wirklich ganz individuell. Wir sind besonders auf die Berge spezialisiert, hier kennen wir nicht nur Standesämter, die eine Seele haben, sondern auch Geheimtipps für Locations.
Wir buchen für die Paare oft eine Selbstversorgerhütte in den Bergen. Am Abend vor dem großen Tag reisen sie an. Nach dem Aufwachen macht die Stylist*in alle fertig, wir fotografieren den First Look, danach geht es zum Standesamt, das individuell dekoriert ist und vorab gut recherchiert ist
So ein typisches Standesamt ist zum Beispiel eine urige Bauernstube, die sich ganz gemütlich und heimelig anfühlt.
Anschließend geht es mit der Gondel hoch zu einem Berggipfel. Je nachdem, wie sich die Braut wohlfühlt, laufen wir schon einmal 20 Minuten zu einem ungestörten Ort, an dem das Paar bei wundervollem Ausblick und ganz besonderer Stimmung zusammen ist. Hier tauschen sie ihr Versprechen aus, ganz ohne Stress und Zeitdruck. Nach diesem magischen Moment ist das Picknick für sie vorbereitet. Alternativ geht es gleich zurück zur Hütte. Hier wartet ein gedeckter Tisch, und ein Koch mit leckerem Essen und vielen Geschichten rund um die Köstlichkeiten auf sie.
Der Koch und das Paar bleiben unter sich, der Kuchen wird nach dem Essen angeschnitten und anschließend verbringt das Paar den Abend in romantischer Zweisamkeit.
Übrigens bei allem Abenteuer: 90% der Paare wollen den klassischen Anschnitt der Torte. Auch Blumen, Eheversprechen und das Brautkleid sind wichtige Traditionen, auf die auch bei Elopements nicht verzichtet wird.
Ist dir ein Elopement ganz besonders in Erinnerung geblieben? (Denise überlegt und lacht dann)
Ein Paar wollte mit dem Fallschirm den Gipfel herunter springen. Sie hatte das schon einmal vorher gemacht, er noch gar nicht. Da wurden dann tatsächlich zwei Piloten bestellt, um diesen Adrenalin-Kick umzusetzen.
Aber Bücher könnte ich auch schreiben, die immer mit diesem Wunsch starten “Wir hätten gern ein Foto mit einer Kuh im Hintergrund!” (lacht). Da ist auf alle Fälle auch immer Adrenalin im Spiel.
Wie wird dekoriert? Planen das die Paare oder lässt sich der Großteil überraschen?
Wir hören zu, was die Brautpaare sich wünschen, aber wir tauschen nicht tausend Moodboards aus. Wir fragen nach Lieblingsblumen und nach dem, was sie gar nicht mögen ab dann vertrauen uns die Paare. Wenn man unbedingt die eine Rose haben muss, die noch eingeflogen werden muss, geht die Spontanität verloren und die Freiheit, das Beste aus dem zu machen, was da ist. Mit Vertrauen und Flexibilität entstehen zum Teil richtige Kunstwerke.
Elopements - ein Trend während der Corona Pandemie?
Vom Trend würde ich noch nicht sprechen. Auffällig ist aber, dass jetzt auch viele Brautpaare bei uns anfragen, die letztes Jahr oder auch dieses Jahr geplant haben zu heiraten und einfach keine Planungssicherheit mehr haben oder deren Hochzeit abgesagt werden musste. Durch diesen Stress wollen sie kein zweites Mal und das ist ein weiterer Grund für ein Elopement.
Diese Paare heiraten zu zweit und planen später noch eine Feier, auf der sie selbst Gastgeber sind und die ganze Nacht mit allen ihren Lieblingsmenschen tanzen.
Dennoch: Die meisten entscheiden sich dafür, weil sie einen Tag lang ihre Liebe ganz für sich zelebrieren wollen.
Verändert sich die Art und Weise, wie Paare heute heiraten in Deutschland?
Hochzeiten in Deutschland werden vielfältiger und das liebe ich sehr! Vor 10 Jahren hat man noch gedacht, dass eine Hochzeit ohne Rosen gar nicht stattfinden kann. Deutschland war sehr zurückhaltend, was Individualität angeht.
Alles wird natürlich auch nicht für alle gut sein. Und da ist es gut, dass individuelle Nischen immer mehr Aufmerksamkeit genießen. Elopements werden auch nie die ganze Masse ansprechen, weil traditionelle Hochzeiten gesellschaftlich sehr präsent sind. Es herrscht immer noch ein Gefühl von “das macht man halt so”!
Ich freue mich immer für die Paare, die ihren Weg finden, der ganz zu ihnen passt. Vielleicht ist “dahoam” zu bleiben, auch schon ein Abenteuer.
Elopement als Business Idee
Wie kamt ihr auf die Idee, daraus ein Business zu machen?
Vor 4 Jahren habe ich angefangen Elopements zu begleiten und zu organisieren. Ein amerikanisches Pärchen hatte mich angefragt, die Bilder ihres Elopements wurden veröffentlicht und so kamen immer mehr Anfragen. Aus 2, wurden 6 und 12 Hochzeiten letztes Jahr habe ich 40 Elopements begleitet und umgesetzt!
“Two Hearts” wurde im August 2020 gegründet. Wir haben uns als Team gefunden, dabei sind wir keine Einzelkämpfer, sondern tun unsere Kompetenzen zusammen. Jetzt sind wir zu fünft. Dabei ist es uns wichtig, dass eine Person breit aufgestellt ist. So übernimmt die Fotograf*in auch die Assistenz, das Styling und besorgt die Blumen. Am Ende sollen natürlich nicht mehr Dienstleister*innen als Hochzeitsgesellschaft um das Brautpaar sein. (lacht).
Wir sind auf Berge spezialisiert, weil wir hier einfach viel lokales Wissen mitbringen. Perspektivisch wollen wir das größer machen. Für mich wäre der nächste Schritt so richtig coole urbane Hochzeiten zu gestalten, mit den besten Local-Spots, die nicht unbedingt jeder kennt.
Was kostet ein Elopement, wenn ihr alles organisiert?
Auch das ist natürlich ganz individuell. Von der minimalistischen Selbstversorgerhütte bis zum luxuriösen Bergchalet gibt es große Unterschiede, auch der Umfang vom Essen und die Buchung eines Kochs beeinflussen natürlich den Preis . Es soll ja alles ein Erlebnis werden. Im Durchschnitt liegen wir bei 4.000 - 4.500 Euro für Planung, Organisation, Beratung, Dekoration, Fotografie und so weiter.
Danke, liebe Denise für deine Zeit!
Unser Tipp: Trotz der intimen Hochzeit ist die Wahl der richtigen Papeterie auch bei Elopements von großer Bedeutung. Mit stilvollen Hochzeitskarten könnt ihr euren engsten Freunden und der Familie von eurem besonderen Tag berichten. Habt ihr vielleicht eine kleine Gästeliste, wählt elegante Hochzeitseinladungen, um eure Liebsten zur intimen Zeremonie einzuladen, und verwendet Save-the-Date-Karten, um sicherzustellen, dass sie sich den Termin freihalten. Feiert ihr allein, könnt ihr nach eurem besonderen Tag mit individuellen Danksagungskarten eure Dankbarkeit für die Unterstützung und die Glückwünsche ausdrücken oder auch We said Yes Karten versenden.